
INTERVIEW: BRILLENVISIONÄR MARK DE LANGE VON ACE & TATE
Photography JEROEN W. MANTEL
Styling THOMAS VERMEER
Der Kauf einer neuen Brille kann ziemlich schnell zu einer ziemlich anstrengenden Prozedur werden. Mal gibt’s zu wenig schöne Modelle im Store, mal sind sie zu teuer, mal passt irgendwie nichts zum eigenen Gesicht. Bei dem niederländischen Label Ace & Tate braucht man sich darüber allerdings keine Sorgen machen – eine Riesenauswahl trifft auf modernen Style und mehr als akzeptable Preise. Als das Brand vor zwei Jahren von Mark de Lange gegründet wurde, fand zunächst alles online statt. Mittlerweile hat sich Ace & Tate aber auch in die Offline-Welt vorgewagt – mit Pop Up Stores und festen Filialen. Bereits zum zweiten Mal öffnet der Amsterdamer Brillenhimmel seine Pforten in Berlin (jetzt auch mit den neuen Metallgestellen und Gleitsichtgläsern im Gepäck!). Grund genug eine Runde mit Mastermind Mark zu schnacken.
Was sind momentan die wichtigsten Brillen-Trends?
Die Metallrahmen kommen definitiv zurück, davon haben wir auch einige releast! Große Rahmen und Statementpieces sind auch wichtig. Es geht hin zu den Extremen! Eines ist ein minimalistisches Understatement Modell, das andere wirklich auffällig. Bei den Sonnenbrillen werden wir im Sommer viele Clip-Ons sehen.
Spielen Trends überhaupt eine große Rolle für dein Brand?
Darüber diskutieren wir ständig im Office, wenn wir designen… Ich möchte, dass Ace & Tate ein zeitloses Label ist, vor allem im Bezug auf die Form. Ich möchte nichts kreieren wegen dem ich mich in fünf Jahren schäme! Aber im Sinne der Farben sind wir mehr von Trends geleitet, da leben wir uns komplett aus! Es ist wichtig zu schauen, was passiert und wo man neue Inspiration finden kann.
Woher kommt eigentlich der enge Bezug von Ace & Tate zur Musikszene?
Ich bin ein riesiger Musikfan! Deswegen habe ich auch ein paar unserer Modelle nach meinen liebsten Gitarrenspielern benannt. “James” ist James Hetfield von Metallica, “Eddie” steht für Eddie Van Halen, “Hudson” ist dem Gitarristen meiner Lieblingsband Guns’n’Roses, Flash, gewidmet. Es gibt also immer einen Haufen musikalischer Referenzen in den Kollektionen.
Würdest du gern mal mit einem Musiker an einer Linie zusammenarbeiten?
Ja! Mit Graham Coxon, dem Gitarristen von Blur. Er ist ein innovativer Spieler und ich liebe die Band einfach. Außerdem trägt er eine super spezielle Brille!
Worauf sollte man deiner Meinung nach achten, wenn man sich eine neue Brille zulegt?
Auch auf die Gefahr hin, eine sehr simple Antwort zu geben: das Wichtigste ist, dass du dich wohl fühlst in dem, was du trägst. Vor allem bei Brillen! Sie sind direkt in deinem Gesicht und wenn du ein anderes Modell trägst, verändert es dich. Außerdem hängt es von deiner Stimmung ab. Ich trage große Gestelle, wenn ich im “Fuck-You-Mode” bin, im Arbeitsmodus eher was dezentes. Kauf dir ein Lieblingsgestell mit dem du dich immer wohl fühlst und vielleicht ein oder zwei extremere Modelle, die zu deinen verschiedenen Stimmungslagen passen.
Wie sah deine allererste Brille aus? Wusstest du direkt, was du wolltest?
Es war ein rundliches Gestell von Oliver Peoples. Ich habe mich zwar direkt damit wohl gefühlt, aber der Prozess war trotzdem recht schwierig. Ich wusste nicht wirklich wofür ich überhaupt bezahle. Alles, was ich wusste, war, dass es ganz schön teuer ist. Und irgendwie kam es mir so vor, als ob es überall nur das gleiche Modell gab. Ich brauchte etwas, dass ich zum Guns’n’Roses Shirt auf einem Konzert tragen konnte, aber auch gleichzeitig zum Anzug passte. Deswegen dachte ich mir, dass ich ein eigenes Brand gründen sollte, das die medizinische Notwendigkeit mit dem Stylefaktor eines Accessoires verbindet. Und das haben wir dann auch gemacht.
Die meisten Brands starten als Offline-Unternehmen und gehen dann über ins Online-Business. Bei Ace & Tate war es genau andersherum!
Ja, wir hatten immer eine “Online-First-Mentality”. Aber schon als wir die Firma gegründet haben, war uns klar, dass wir später auch offline Stores haben möchten. Das Herz des Brands ist es, alle Menschen in dieser Zwischenwelt anzusprechen. Was die Internetpräsenz für uns aber attraktiv gemacht hat, ist, dass wir eine größere Masse ansprechen können. Allerdings hatten wir das Gefühl unseren Kunden auch eine “Real-Life-Erfahrung” liefern zu wollen, also wurden die Stores zur nächst logischen Erweiterung.
Ist das auch ein Grund, weshalb ihr nach solch kurzer Zeit schon so erfolgreich seid?
Ehrlich gesagt kommt es mir gar nicht so vor, als ob wir erfolgreich wären. Als wir am Küchentisch saßen und alles anfing, haben wir uns immer gesagt: Keine Kompromisse beim Style und der Qualität. Wir möchten eine High-End-Erfahrung ohne die High-End-Preise anbieten, um jedem schöne Brillen zugänglich zu machen. daran halten wir uns bis heute fest – und das kommt bei unseren Kunden ziemlich gut an. Außerdem versuchen wir das Brand auch für uns selbst interessant zu machen, in dem wir mit verschiedenen Künstlern, Influencern und jungen Designern zusammenarbeiten und etwas Neues entwickeln.
Und da sind wir wieder bei der Popkultur. Hast du einen Lieblingsbrillenmoment im Film?
Vielleicht nicht direkt im Film, aber Andy Warhol war ein großer Influencer darin, wie Brillen getragen werden. Eine einfach Antwort wäre natürlich Woody Allen… Aber ich bleibe trotzdem bei Andy!
Wenn du dir eine Person, tot oder lebendig, aussuchen könntest, der du eine Ace & Tate Brille schenken könntest, wer wäre es?
Andy!
Ace & Tate in Berlin: Große Präsidentenstraße 10, 10178 Berlin
Von Marieke Fischer