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DIESE VIER DESIGNER BEWEISEN AUF DER LONDON COLLECTIONS: MEN ECHTE GIRLPOWER

Vielleicht ist London gar keine Stadt. Viel mehr ist London ein Magnet, der immer pünktlich zu den wichtigsten Tagen im Modekalender mithilfe so einiger Designer seine ganze Kraft entfaltet und uns so mit allerhand eindrucksvoller Kreationen fesselt. Und weil sich diese seit jeher keinen Konventionen beugen wollen, lässt sich natürlich auch ihre energiegeladene Heimat nicht von den Gesetzen der Physik einschränken: Statt Gegensätzen werden Gleichgesinnte angezogen, statt sich abstoßender Pole findet man hier Gemeinschaft. Ein kreatives Epizentrum kreiert vom 10. – 13. Juni wieder das Damenmodewochen-Pendant London Collections Men, um uns mit Runway Shows, Präsentationen und Showrooms vollends in seinen Bann zu ziehen – so viele Ideen und Interpretationen von Stoff und Statur pulsieren hinter Beton und Backstein.

Allem klischeebehafteten Gender-Denken zum Trotz setzen sich auch immer mehr Designerinnen mit dem männlichen Körper und der Mode, die ihn kleiden soll, auseinander – Mode, die sich in Zeiten von Genderfluid-Fashion und Genderfluid-Shows natürlich längst nicht mehr klar als männlich oder weiblich begrenzen kann. So vermischen sich die Welten, mal mehr, mal weniger, zu einem großen Kleidungskaleidoskop, das auf der LCM seinen visuellen Höhepunkt findet.

Bei welchen Modemacherinnen wir Facettenexplosion und Querdenkertum in unterschiedlichster Form finden können, haben wir hier für euch zusammengefasst:

LOU DALTON

Wer ist das? Bei Lou Dalton trifft Schneiderkunst auf Modernität, Handwerk auf Neuinterpretation. Die Designerin gründete ihr Label bereits 2008, nachdem sie ihr Talent zunächst einige Jahre bei anderen Modehäusern schulte, und ist seit 2014 fester Bestandteil der LCM.

Was macht die so? Anzugelemente und klassische Stücke werden von Lou Dalton jede Saison wieder auf tragbare Weise in die Gegenwart geholt. Und das mit Erfolg – Dalton durfte bereits für Dover Street Market oder Opening Ceremony designen.

Warum ist das so anziehend? Sich jede Saison neu erfinden und die eigene Geschichte weiterschreiben zu müssen wird mit der Zeit nicht unbedingt einfacher und kann erfahrungsgemäß auch den erprobtesten Designer aus den Socken hauen. Lou Dalton stellt sich dieser Aufgabe nicht nur jedes halbe Jahr erfolgreich aufs Neue, sondern beweist auch, dass Hemd und Sakko definitiv nicht bieder sein müssen.

WALES BONNER

Wer ist das? Jamaica meets Great Britain: Grace Wales Bonner zeigt zwar erst seit vier Saisons unter ihrem eigenen Namen, trotzdem hat sie sich nach ihrem Abschluss am Central Saint Martins 2014 mit unkonventionellen Ansätzen und reichhaltig verzierten Stücken schnell als großes Nachwuchstalent herauskristallisiert.

Was macht die so? Identität, Männlichkeit und Kultur sind die Standbeine von Wales Bonners Kreationen. Den Mann als übermaskulines Wesen, das in den Straßen der Großstädte Zuhause ist, setzt sie mit ihren körpernahen, fließenden Stücken außer Kraft und besinnt sich als Inspiration lieber auf die Blaxploitation Filme der 70er Jahre.

Warum ist das so anziehend? Grace Wales Bonner hinterfragt festgefahrene Normen und schreckt nicht davor zurück Stereotype zu brechen. Ihr Ziel ist es, dass sich jeder, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft, kleiden darf, wie er oder sie eben will. Mit so einer starken Message im Rücken durfte sie ihre Mode auch schon im Londoner Victoria and Albert Museum zeigen.

  Ein von Wales Bonner (@walesbonner) gepostetes Foto am

FENG CHEN WANG

Wer ist das? Aus New York verschlägt es die Designerin Fengchen Wang diese Saison zum ersten Mal nach London. Dabei präsentiert sie im Rahmen von Fashion East Männermode, die sich mit tiefen sozialen und persönlichen Problemen befasst. Nach dem Abschluss am Royal College of Art war Wang zunächst Teil von Vfiles und MADE und wurde mit nur zwei Kollektionen in der Tasche auch schon für den LVMH Preis 2016 nominiert.

Was macht die so? Fengchen Wang fängt nicht erst mal langsam an, sie taucht gleich in die Tiefen der Psyche ab und thematisierte mit ihren ersten Kollektionen Themen wie die Krebserkrankung ihres Vaters oder die Auseinandersetzung des Individuums mit den Regeln der Gesellschaft. In ihrer Mode finden sich so zum Beispiel Reißverschlüsse als Operationsnarben oder Schriftzüge als Identitätsfragen wieder.

Warum ist das so anziehend? Wang präsentiert nicht nur Kleidung, sondern gleich Konzepte, sie befestigt Blutkatheter an ihren Designs und schafft durch Cut-Outs und Öffnungen immer neue Silhouetten und Kleiderformen.

ASTRID ANDERSEN

Wer ist das? Die oft betitelte Streetwear-Queen aus Dänemark machte 2010 ihren Abschluss an Londons Royal College of Art und rief noch im selben Jahr ihr gleichnamiges Label ins Leben. Gefördert durch Fashion East oder NEWGEN begeistert sie seitdem mit ihren Entwürfen ‘Cool Kids’ wie A$AP Rocky oder Rihanna.

Was macht die so? Astrid Andersen bringt Sport in den Luxus und Luxus in den Sport. Von Anfang an setzte sie auf lässige Ästhetik und zeigt Männer in übergroßen Pullovern, weiten Hosen und an Trainingsanzüge angelehnten Stücken als athletische, starke Personen.

Warum ist das so anziehend? Weil Andersen die Elemente des Sportkosmos durch Stoffe, Farben und Muster immer wieder neu interpretiert und so einen Bogen zu hochwertigem Design schafft. Nicht selten werden ihren Entwürfen deshalb Etiketten wie „Haute Couture“ oder „Premium Streetwear“ angeheftet.

Artikelbild via Instagram

Von Trisha Balster