
BOBBY KOLADE: SPRING/WINTER 2025
Photography Timothy Schaumburg
Bobby Kolade macht der deutschen Modeszene mit jeder seiner Kollektionen wieder eine Freude. Mit einem einzigartigen Mix aus knalligen Farben, Materialien und wie vom Zufall kreierten Schnitten macht sich der in Sudan geborene Designer seit seinem Abschluss an der Kunsthochschule Weißensee einen Namen. Er schafft Mode für Frauen, die sich selbst behaupten, die Neues entdecken möchten, die ohne Angst durchs Leben gehen. Und das machen sie auf eine ziemlich anziehende – beziehungsweise angezogene – Weise, besonders in Bobbys Markenzeichen, dem Jackett. Seine aktuelle AW16 Kollektion ist eine Fortsetzung der Sommerlinie, die er mit einer großartig gecasteten Modelriege im vergangenen Jahr während der Berliner Modewoche präsentierte. Nun wollte er herausfinden, wofür Bobby Kolade und sein gleichnamiges Label stehen, was sie verkörpern. Wir haben nachgefragt, was dabei herausgekommen ist und was es mit der ominösen Saisonbeschreibung auf sich hat.
Spring/Winter 2025 – was hat es denn damit auf sich?
Ich musste das Sheet für die Fashion Week ausfüllen und dann steht da: Saison. Ich war komplett verwirrt wegen der Auslieferung und Produktion für die Sommerkollektion, den Pre-Collections, der Berliner Fashion Week mit der Winterkollektion und dem Fakt, dass einige Labels schon jetzt ihre S/S Designs in den Shops haben. Was ist denn los hier?! Muss das alles so sein? Spring/Winter 2015 ist ein Kommentar darauf.
Während der Arbeit an der Kollektion, hast du dich auf die Suche begeben, wer oder was Bobby Kolade überhaupt ist. Hast du unerwartete Erkenntnisse gewonnen?
Meine Herangehensweise hat sich verändert. An der Schule lernst du es so: Okay, du hast ein Moodboard, du suchst deine Stoffe aus, du hast ein Farbkonzept. Dieses Mal haben wir es anders gemacht. Der Ausgangspunkt war eine kurze Parkerjacke, daraus hat sich jedes weitere Stück entwickelt. Wir arbeiten generell sehr intuitiv, sehr spontan. Konstruierte Kleidung, fantastische Schnitte – letztendlich geht es aber um die Weise, wie unsere Kundin die Sachen trägt. Es geht um Leichtigkeit und Neugier, den Drang Neues zu entdecken. Voll Anti-Spießer.
Begleitend zum Lookbook kommt eine Art „Manifest“, in dem deutlich wird, dass Spontanität allerdings auch vorbereitet wird. Wie schaffst du Spontanität?
Du musst Spontanität hereinlassen. Zum Beispiel macht du ein Jackett und bei der Anprobe merkst du, dass es nicht richtig sitzt, dass es einen großen Fehler gibt. Anstatt mir Gedanken darüber zu machen, den Fehler zu beheben, versuche ich daraus etwas Spannendes zu kreieren. Dadurch entstehen Sachen, die nie gezeichnet wurden, die man nie im Kopf hatte. Ich finde, vor allem in der Mode, sind die Dinge, die einfach so entstehen, die schönsten. Das „Manifest“ beschreibt, wie ich bin, wie ich mein Leben lebe, wie meine Partnerin Greta und ich im Studio arbeiten, welche Atmosphäre wir schaffen möchten. Wir möchten wachsen.
Was ist zuerst da: Das Material oder der Schnitt?
Ich such mir querbeet Sachen aus, die ich in dem Moment schön finde. Man kann es wirklich nicht erklären. Wenn ich in sechs Monaten wieder zu dem Textilhändler zurückgehe, um mir Stoffe auszusuchen, würde ich niemals wieder die gleichen wählen! Es ist „here and now“, man muss in diesem Moment leben. Eventuell habe ich auch unterbewusst eine Assoziation zu dem Stoff! Aber das ist auch eigentlich einer der Gründe, warum ich Mode überhaupt mag und ich genau das hier mache: offen zu sein für Veränderungen, jetzt oder nie!
Musik beziehungsweise Musiker spielen in deiner Arbeit ebenfalls eine große Rolle. Gab es ein bestimmtes Album, das ihr während der Entstehung dieser Kollektion gehört habt?
Schöne Frage. Ich wünsche mir seit zwei Jahren, dass mir jemand diese Frage stellt! Bei den Anproben läuft immer D’Angelo. Wenn alle drei Alben durch sind, weiß ich, jetzt ist’s genug, jetzt sind wir fertig. Obwohl das Fitting immer anstrengend ist, mag ich es im ganzen Prozess am liebsten: das ist der Moment, in dem man sieht, ob eine Idee passt, man sieht die Fehler und kann damit schnell am Körper arbeiten. Momentan haben wir ein ganz tolles Fitting-Model, das großen Einfluss auf die Kollektion hat. Sie trägt die Sachen, sie sagt uns, ob es ihr gefällt, ob irgendwas komisch ist. Ein Jackett ist zum Beispiel entstanden, weil sie ein Teil falsch angezogen hat! Darum geht es in unserem Studio, um diese Energie.
Apropos Markenzeichen Jackett: was ist dein liebster Popkulturmoment mit diesem Kleidungsstück?
Da sind viele! Annie Lennox, Grace Jones. Alles, was Grace Jones macht, ist für mich heilig. Was sie sagt, ist das Wort Gottes!
Was würdest du gerne immer mal wieder über dich lesen?
Schöne Sachen über unsere Entwicklung und über die Emotionen, die wir mit unseren Stücken kreieren möchten. Es geht nicht nur um Spontanität und neugierige Personen, sondern um Begehrlichkeit. Der Begriff ist nicht leicht zu erklären, aber das ist genau das, was wir mit unseren Kollektionen ausstrahlen möchten.
Von Marieke Fischer