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BEI SICH BLEIBEN: EIN INTERVIEW MIT DER DEUTSCHEN DESIGNERIN LOUISE FRIEDLAENDER

Photography Milton Rojas

Louise Friedlaender avancierte innerhalb kürzester Zeit zum Shootingstar des deutschen Modekosmos. Im Spiel mit Farben und femininen Silhouetten zeigt die Kollektion klare Linien, Patchwork und traditionelles Handwerk – ein Mix, der auch bei dieser Fall/Winter Ready To Wear Show überzeugte. MATERIAL GIRL hat die Designerin vor ihrer Show im ME Collectors Room Backstage besucht und mit Louise über ihre Inspiration, die neueste Kollektion, ihren Entschluss für Berlin und zukünftige Traumziele geredet.

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Was war die erste Situation, in der dir klar wurde, dass du Mode machen möchtest?
Es gab nicht den EINEN Moment. Ich komme aus einer Familie, in der alle selbständig und kreativ arbeiten. Für mich war es keine Entscheidung, sondern vielmehr ein Gefühl, dem ich gefolgt bin. Es hat sich ganz natürlich entwickelt.

Wie alt warst du, als du dein erstes Kleidungsstück entworfen hast? Was war es?
Ich hatte eine außergewöhnlich stilvolle Großmutter, die mich modisch extrem geprägt hat und mir eine Wegbereiterin war. In meinen Augen war sie eine der elegantesten und charismatischsten Frauen ihrer Zeit. Schon als Kind bewunderte ich ihre Stilsicherheit, zu jeder Gelegenheit das passende Outfit zu wählen. Mein erstes Teil war ein Kleid, ich denke ich war so um die 16.

Was war die wichtigste Lektion, die du an der ESMOD gelernt hast?
Bei sich bleiben.

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Was war dein bisher größter Erfolg?
Das machen zu können, was ich liebe. Und dass es viele Menschen gibt, die so sehr an mich glauben, dass sie mich unfassbar stark unterstützen.

Farben spielen in deinen Designs eine wichtige Rolle – welche Farbe hat für dich die emotionalste Wirkung?
Jede Farbe hat ihre eigene Wirkung und Ausstrahlung, jede Farbe passt sich einer bestimmten Situation/Stofflichkeit oder Gegebenheit an – oder grenzt sich ab, kontrastiert sie. Ich denke, es ist die Kombination bestimmter Farben, die den ausschlaggebenden Effekt hervorruft.

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Deine Kollektionen sind wie ein stoffgewordener Städtetrip. In welche Regionen hat es dich für die AW16 Linie gezogen? Welche Inspiration hat dich beim Design stark geprägt?
Die Herbst/Winter-Kollektion 2016/17 trägt den Titel „As Tears Go By“. Sie spiegelt eine Gefühlslage wider, welche sich auf ganz unterschiedlichen Flecken dieser Welt abspielte und somit mehrere Flächen zusammenbringt.

Wie viel von deinem eigenen Stil steckt in deinem Label und wie viel davon ist komplett eigenständig?
Selbstverständlich fließt auch immer der eigene Stil des Designers in die Entwürfe mit ein. Mal offensichtlicher, mal subtiler. Es wäre ja auch merkwürdig, das komplett abzugrenzen. Man kreiert Entwürfe, für die man sich selbst begeistern kann. Sonst würde es ja gar nichts Neues geben, das wäre ja langweilig. Nicht ohne Grund kaufen große Modehäuser sich bestimmte Designer ein. Es geht immer um eine bestimmte Note, die jemand mitbringt, um einen Wiedererkennungswert.

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Wolltest du immer selbstständig ein Label führen oder wäre auch die Tätigkeit bei einem großen Modehaus für dich in Frage gekommen?
Es wäre für mich sicher auch in Frage gekommen – und ich finde man sollte das nie ausschließen –, aber nun bin ich hier an diesem Punkt und kann mir nichts anderes vorstellen. Es hat sich, genau wie die Entscheidung Modedesign zu studieren, völlig natürlich ergeben. Ich habe nach meinem Studium einfach angefangen bzw. weitergemacht.

Inwiefern haben deine Erfahrungen bei anderen Designern deine Arbeit beeinflusst?
Ich habe viel gelernt, vor allem Strukturen und Abläufe sowie organisatorische oder technische Bereiche betreffend. Das war sehr interessant und wichtig. Es bringt dich weiter. Was die Inspirationen für meine Arbeit betrifft, so ziehe ich diese aus den unterschiedlichsten Bereichen: Kunst, Musik, Begegnungen, Bruchstücke aus dem Alltag. Es geschieht eher unbewusst.

Du wirst als die „Hoffnung der deutschen Designszene” gehandelt – Druck oder Ehre?
Ehre!

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Warum Berlin? Käme auch eine andere Stadt für dich in Frage?
Ich sehe mich als deutsche Designerin, deshalb finde ich es wichtig, in Berlin Gesicht zu zeigen. Für den internationalen Markt ist es meines Erachtens jedoch unumgänglich in Paris zu zeigen. Das wird der nächste Schritt sein.

Fashion Week in fünf Worten?
Wer? Was? Wann? Wo? Warum?

Eine Sache, auf die du während der Fashion Week nicht verzichten kannst …
… keine Sache, sondern eine Person: meine beste Freundin Luise.

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